Was ist Osteoporose?
Bei der Osteoporose handelt es sich um eine schleichende Erkrankung des Skelettsystems, die zu übermäßigem Verlust an Knochengewebe führt. Schon bei geringer Belastung bzw. einfachen Stürzen können solche wenig belastbaren Knochen brechen. Mit schätzungsweise 8 Millionen Bundesbürgern belegt die Osteoporose zurzeit Platz eins unter den Stoffwechselerkrankungen des Knochens.
Wie entsteht Osteoporose?
Kraftvolle Bewegungen im Sport sind nur durch das Zusammenspiel von Muskulatur und Knochen möglich. Der Muskel erzeugt die Kraft, die den Knochen in Bewegung setzt. Wird ein Muskel kräftiger, muss auch der Knochen kräftiger werden, weil er sonst durch die Kraft des Muskelzugs zerstört würde.
Auch gesunde Knochen werden also ständig umgebaut, damit sie sich stets an die Kraft der sie bewegenden Muskulatur anpassen können. Folglich kann jeder Knochen mal hier und mal da erkranken, wenn dieser Umbau nicht optimal läuft.
Verantwortlich für die notwendigen Reparaturen sind zwei Gruppen von Knochenzellen. Die so genannten Osteoklasten haben die Aufgabe, verbrauchte Knochensubstanz abzubauen. Sie graben sich buchstäblich durch den Knochen bis zur Schadstelle und beseitigen das (alte) beschädigte Material. Ihnen folgen die Osteoblasten und bauen überall sofort wieder neue Knochensubstanz auf.
Bei:
- ungünstiger Lebensweise
- Bewegungsmangel
- falscher Ernährung
- der Einnahme bestimmter Medikamente
- erblichen Merkmalen
kann es jedoch zu einer Störung der Teamarbeit von Osteoklasten und Osteoblasten kommen. Außerdem kann ab dem 35.-40. Lebensjahr trotz des ständigen Knochenumbaus keine Zunahme an Knochenmasse mehr erreicht werden.
Wer ist gefährdet?
- Frauen mit dem Beginn der Wechseljahre: durch die nachlassende körpereigene Produktion von Östrogen setzt der Knochenabbau ein
- Leistungssportler: bei Frauen durch die Verminderung der Östrogenproduktion, bei Männern durch die Abnahme des Hormons Testosteron
- Diabetiker: aufgrund des nachlassenden Stoffwechsels und durch bestimmte Arzneimittel
- Patienten mit einer chronischen Glucocorticoid-Therapie (= Kortison): durch Stoffwechselveränderungen und verminderte Calciumaufnahme können Abbauprozesse gefördert werden
- Angehörige (Kinder) von Osteoporosekranken: durch Vererbung
- Männer und Frauen im höheren Lebensalter: durch den nachlassenden Stoffwechsel
Weitere Risikofaktoren sind:
- geringes Körpergewicht (BMI unter 20)
- Rauchen
- geringe körperliche Aktivität; Bewegungseinschränkung; Bewegungsunfähigkeit (immobile Patienten)
- einige Medikamente begünstigen Osteoporose oder Stürze
Kennzeichen der Osteoporose
Die Osteoporose ist geprägt durch verminderte Knochenmasse und Zerstörung des Knochengerüstes. Die Knochen werden durchlässig und verlieren an Widerstandskraft gegenüber den Belastungen des Alltags, weil die Osteoblasten irgendwann nicht mehr in der Lage sind, die durch die Osteoklasten entstandenen Lücken wieder vollständig zu schließen.
Allein dieser Knochenschwund kann allmählich in kritische Bereiche führen, wenn in den beiden ersten Lebensjahrzehnten zu wenig Knochenmasse aufgebaut wurde.
Osteoporose entwickelt sich meist langsam und ohne Symptome oder Schmerzen. Typischerweise entstehen dann schon bei geringer Krafteinwirkung Brüche der Wirbelkörper, der Rippen, des Ober- oder Unterarms oder in Hüftnähe (z.B. Oberschenkelhals).
Wirbelkörper können langsam in sich zusammenbrechen, ohne dass es bemerkt wird; akute Einbrüche von Wirbeln sind dagegen meist sehr schmerzhaft, werden aber oft nicht ausreichend oder falsch behandelt.
Denken Sie daher bei folgenden Symptomen an Wirbelkörpereinbrüche aufgrund von Osteoporose:
- heftige, lokale, stechende bis brennende Rückenschmerzen
- anhaltende Rückenschmerzen
- Abnahme der Körpergröße (mehrere cm)
- Rundrückenbildung
Die Diagnose muss durch einen Arzt erfolgen.
Ist Vorbeugung möglich?
Selbstverständlich! Um die Entstehung von Osteoporose zu verhindern oder zu verzögern, kann man heute schon im Vorfeld viel tun.
Medizin:
Um den Knochenmasseverlust früher und quantitativ besser zu erkennen, stehen heute Knochendichte-Messverfahren zu Verfügung. Durch die Beobachtung des Knochenmasseverlustes ist das weitere Schicksal des Knochens zu bewerten und die Gefahr von Knochenbrüchen abzuschätzen. Diese so genannte Osteodensitometrie wird beim Arzt an der Wirbelsäule und am Oberschenkel durchgeführt.
Bewegung:
Der Knochen passt sich der Muskelkraft an, deshalb verlieren wir an Knochenmasse, wenn die Muskeln zu wenig beansprucht werden. Regelmäßige Bewegungen und gezielte gymnastische Übungen dienen dem Muskelaufbau und damit der Knochenfestigkeit. Tanzen, Radfahren, „federndes“ Spazierengehen, leichtes Lauftraining oder Treppensteigen sind ideal.
Tageslicht:
Vitamin D ist wichtig für die Calciumaufnahme und das Zusammenspiel von Nerven und Muskeln. Ein Mangel begünstigt deshalb Stürze und Brüche. Täglich 30 Minuten bei Tageslicht im Freien tragen dazu bei, dass der Körper genug Vitamin D aufbaut, um einen schweren Mangel zu vermeiden.
Um einen schon vorhandenen mäßigen Mangel auszugleichen, sollten Betroffene ein Vitamin-D-Präparat einnehmen. Die neueste Osteoporose-Leitlinie empfiehlt 800 bis 2000 Einheiten (I.E.) Vitamin D täglich; früher waren nur 400 bis 800 I.E. pro Tag üblich.
Ernährung:
Zur Osteoporosevorbeugung und -behandlung sollte die Ernährung reich an Calcium und Vitamin D sein und einen verminderten Phosphatgehalt aufweisen, denn Phosphate entziehen dem Körper Calcium. Genussmittel wie Alkohol und Nikotin sollten eingeschränkt werden, denn auch sie sind „Calciumräuber“.
Die Gesamtzufuhr an Calcium sollte 1000 bis 1500mg täglich betragen; für höhere Mengen ist kein zusätzlicher Nutzen belegt.
100g enthalten | Calcium | Phosphor | Fluorid |
Vollmilch 3,5% | 120mg | 95mg | 17µg |
Edamer 40% | 750mg | 470mg | 67µg |
Spinat | 105mg | 45mg | 90µg |
Grünkohl | 110mg | 45mg | 10µg |
Eine gute Versorgung mit Vitamin B12 und Folsäure (durch Obst und Gemüse) wird ebenfalls angeraten, da ein Mangel möglicherweise das Knochenbruchrisiko erhöht.
Behandlung der Osteoporose
Eine rechtzeitige Therapie der Osteoporose kann das Auftreten von Spätfolgen mit all ihren Symptomen verhindern. Ist die Krankheit erst spät entdeckt worden, so kann die Behandlung zumindest einen Teil der Krankheitsfolgen beheben. Die Therapie darf nicht zeitlich und örtlich begrenzt sein, sondern reicht bis in den häuslichen Bereich und Alltag der Patienten hinein und stützt sich auf
1) Basistherapie
Tägliche Einnahme von 1000-1500 mg Calcium und 800-2000I.E. Vitamin D
2) osteoporosespezifische Medikamente
Rezeptpflichtige Arzneimittel, die der Arzt je nach individuellem Knochenbruchrisiko auswählt
3) Schmerztherapie
Ärztlich verordnete Medikamente sollen Schmerzlinderung bzw. Schmerzfreiheit verschaffen, damit sich kein „Schmerzgedächtnis“ ausbildet und damit durch Mobilisierung (Bewegung) die Knochenfestigkeit unterstützt werden kann. Auch Wärme- oder Kältepackungen oder eine Reizstromtherapie können zur Muskelentspannung und Schmerzlinderung beitragen.
4) Sturzprophylaxe
Stolperfallen beseitigen, evt. Schlaf- oder Beruhigungsmittel reduzieren, die Sehkraft kontrollieren lassen, den Kreislauf stabilisieren, Hüftprotektoren tragen
5) Körperliches Training
Damit ein positiver Effekt auf die Knochen bemerkbar wird, brauchen die großen Muskelgruppen dauerhaft und mindestens 2 bis 3 x wöchentlich ein Training.
Zur Sturzprophylaxe gibt es Angebote als Gruppentraining (1 x pro Woche, Kraft- und Gleichgewichtstraining).
Speziell gegen Wirbelkörperbrüche wird ein niedrig dosiertes Krafttraining für die Rückenstrecker empfohlen (30% der Maximalkraft, zuhause täglich über mind. 24 Monate).
6) Rehabilitation
beispielsweise nach Knochenbrüchen
7) Selbsthilfegruppen
Zusammen mit anderen Betroffenen fällt es oft leichter, eine „knochengesunde“ Lebensweise im Alltag umzusetzen.
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